Wenn das Wallis mal kurz zum Polarkreis wird und die Huskys versinken
Naturgewalt, bitte nicht so wild
Im alpinen Raum zu leben bedeutet, mit der Natur zu leben – oder besser gesagt: mit ihr zu kämpfen, zu schaufeln, zu fluchen und am Ende doch zu staunen. Diese Karwoche hat uns alles geliefert: Regenwarnung, Schneefall im XXL-Format, Stromausfall, Internet-Kollaps und müde Muskeln bis in die Haarspitzen.
Und mittendrin: Wir. Ein Haus mit Huskys, Ziegen, Hühnern, einem Giltsteinofen und dem festen Vorsatz: „Wir schaffen das.“
Die Wettervorhersage: klingt harmlos, wird wild
Mittwoch & Donnerstag: angesagt waren 200–250 ml/m² Niederschlag in 30 Stunden. Nach den Ereignissen im Juni 2023 (Murgänge, überflutete Straßen, Chaos pur) war klar: Besser vorbereitet sein. Also: Futter gecheckt – passt für 3–4 Tage. Garten umkreist – alles gesichert. Tiere versorgt – Check. Natur? Noch ruhig.
Text Anja
Text Anja
Donnerstagmorgen – Schnee statt Strom
3. Donnerstagmorgen – Schnee statt Strom
Nach einem entspannten Abendessen und einem Film ging’s ins Bett. Am Morgen: Aufwachen deluxe.
• Strom weg
• Telefon weg
• Internet tot
• 90 cm Neuschnee und es schneit weiter wie in einem sibirischen Actionfilm
• Generator für Kaffee aufstellen, ohne geht doch irgendwie nicht
• Gaskocher rausholen fürs Abendessen
Motivation? Die Tiere. Denn: Husky-Zwinger, Hühnerstall, Ziegenauslauf – alles versunken. Nova (unsere Malionette) versinkt selbst. Ich übrigens auch.
Mission: Tier retten, Schnee bezwingen
Was folgte, war ein Marathon:
• Hühnerstall freischaufeln
• Zwergschafe und Ziegen erreichen
• Huskys ausgraben, Türen aushängen, Dächer vom Schnee befreien
Meine MS war nicht begeistert – Gleichgewicht bei Neuschnee über 90 cm? Eine echte Challenge.
Am Abend: Alles geschafft. Körper? Komplett am Ende. Aber: Alle Tiere sicher, alle Bäuche voll. Und das zählt.
Muskelkater, Kaffee & Chaos
Der Freitag: Noch mehr Schnee. Noch mehr Kaffee. Und die Einfahrt zur Strasse? Unauffindbar. Jeder Schritt ein Abenteuer. Die MS meldet sich, der Körper schreit – aber der Wille bleibt.
Kein Telefon, kein Internet – keine Infos. Nicht wegen TikTok (ok, vielleicht ein bisschen), sondern weil man nicht mal weiss: Wie schlimm ist es? Wann kommt Hilfe? Fliegt überhaupt ein Heli bei dem Wetter? Tiere nervös weil es alle paar Stunden irgendwo eine Lawine runter geht, eine Sprengung folgt und die Helis wie wild fliegen. Nicht zu vergessen um alles noch abzurunden haben wir noch ein Erdbeben gehabt, sonst wäre es ja auch langweilig.
Und hey – immerhin: Die Huskys fanden’s spannend auch wen sie nervös waren. Schnee bis zum Bauch = Spielplatz! Nur ich fand’s etwas… frostiger.
Text Anja
Text Anja
Ostersonntag – und alles ist nass
Am Sonntag regnet es. Der Schnee schmilzt. Die Strasse ist weiter gesperrt. Die Tipis? Eingestürzt. Der Hühnerauslauf? Geschichte. Etwa 20 Bäume liegen quer.
Strom und Netz wieder zurück, Strasse bleibt zu, Skigebiete gehen teils vorzeitig in Saisonende. Schneeschaufel wird vorerst versorgt, der Schnee schmilzt, eine leise Hoffnung das es jetzt vorerst mit Unwettern vorbei ist.
Zum Glück: Essen da, Generator läuft, alle Tiere wohlauf. Nur: Ein bisschen mehr Notfallplanung schadet wohl nicht.
Fazit: Natur 1 – Technik 0, aber wir leben noch
Diese Woche hat gezeigt: Der Winter kann im April zurückkommen wie ein ungebetener Gast. Und die Huskys? Sind keine Super-Schlittenhelden bei einem Meter Neuschnee.
Was wir gelernt haben:
• Vorbereitung ist alles
• Kein Netz ist stressiger als Schnee
• Huskys und Humor retten die Stimmung
Und nächstes Mal? Vielleicht doch ein Satellitentelefon… oder einfach ein Vorrat an Nerven.
Bis dahin: Kaffee, Schaufel & Schneeliebe. ❄️☕🐾